Unternehmen in finanzieller Schieflage
Unternehmen in finanzieller Schieflage – Ursachen, Symptome, Auswege
Wenn das Gleichgewicht kippt
Unternehmen in finanzieller Schieflage – Ein Unternehmen gerät nicht über Nacht in eine finanzielle Schieflage.
Oft ist es ein schleichender Prozess, der mit kleinen Engpässen beginnt und sich allmählich zu einer ernsthaften Bedrohung auswächst.
Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten – wie etwa nach Corona, in Phasen steigender Zinsen oder aufgrund globaler Unsicherheiten – werden finanzielle Krisen häufiger.
Der folgende Beitrag beleuchtet die Ursachen, Warnsignale und Handlungsoptionen für Unternehmen, die finanziell ins Wanken geraten sind.
Ziel ist es, Geschäftsführern, Steuerberatern und Beratern eine fundierte Grundlage zur Einschätzung und Handlung zu geben.
Was bedeutet „finanzielle Schieflage“?
Ein Unternehmen befindet sich in finanzieller Schieflage, wenn es seine wirtschaftlichen Verpflichtungen – insbesondere Zahlungsverpflichtungen gegenüber Lieferanten, Banken, Mitarbeitern oder dem Finanzamt – nur noch unter Mühe oder gar nicht mehr erfüllen kann.
Typische Merkmale sind:
- Liquiditätsengpässe trotz voller Auftragsbücher
- Zahlungsstockungen oder -ausfälle
- Anstieg der Verbindlichkeiten
- Rückstände bei Löhnen, Sozialabgaben oder Steuern
- Schwierigkeiten bei der Kreditbeschaffung
Finanzielle Schieflagen sind nicht automatisch mit Insolvenz gleichzusetzen. Aber sie können sich rasch dahin entwickeln, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Ursachen einer finanziellen Schieflage – mehr als ein Rechnungsproblem
1. Externe Faktoren
- Konjunktureinbruch, Nachfrageeinbrüche
- Rohstoffknappheit, Lieferkettenprobleme
- Inflation, steigende Energiepreise
- Zinsanstieg und restriktive Kreditvergabe
- Gesetzesänderungen (z. B. Mindestlohn, ESG-Auflagen)
2. Interne Faktoren
- Fehlendes Liquiditätsmanagement
- Hoher Fixkostenblock
- Überalterte oder ineffiziente Prozesse
- Verluste durch falsche Preiskalkulation
- Fehlinvestitionen oder gescheiterte Expansionen
3. Branchenbedingte Risiken
- Baugewerbe: Vorfinanzierung, Zahlungsverzögerungen
- Handel: Lagerbindung, Preisverfall
- Dienstleistungen: Personalkosten, schwankende Auslastung

Unternehmen in finanzieller Schieflage
Frühwarnzeichen – Wie sich finanzielle Schieflagen ankündigen
Finanzielle Indikatoren
- Liquiditätsquote sinkt unter kritische Schwellen
- Zahlungsziele werden überschritten
- Kontokorrentlinie dauerhaft überzogen
- Mahnbescheide, Pfändungen, Rücklastschriften
Operative Symptome
- Stagnierender oder rückläufiger Umsatz
- Verlangsamte Auftragsbearbeitung
- Kürzungen bei Materialeinkauf oder Marketing
- Hohe Fluktuation bei Schlüsselpersonal
Psychologische Aspekte
- Verunsicherung der Belegschaft
- Vertrauensverlust bei Kunden und Partnern
- Rückzug der Gesellschafter
Insolvenzrechtliche Relevanz: Wann besteht akute Gefahr?
Finanzielle Schieflage wird rechtlich relevant, wenn sie in einen der drei Insolvenzgründe übergeht:
- Zahlungsunfähigkeit (§17 InsO): < 90 % Deckung fälliger Verbindlichkeiten
- Überschuldung (§19 InsO): Negatives Reinvermögen + negative Fortbestehensprognose
- Drohende Zahlungsunfähigkeit (§18 InsO): Liquiditätslücke innerhalb von 24 Monaten absehbar
Spätestens bei Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung ist innerhalb von drei bzw. sechs Wochen ein Insolvenzantrag zu stellen – sonst drohen straf- und haftungsrechtliche Konsequenzen.
Handlungsoptionen – So stabilisieren Sie Ihr Unternehmen
1. Analyse der Ist-Situation
- Liquiditätsstatus erstellen
- 13-Wochen-Liquiditätsplanung aufbauen
- Vermögens-, Finanz- und Ertragslage erfassen
2. Kurzfristige Liquiditätsverbesserung
- Offene Forderungen aktiv eintreiben
- Zahlungsziele mit Lieferanten neu verhandeln
- Nicht betriebsnotwendige Kosten stoppen
- Gesellschafterdarlehen, Rangrücktritte prüfen
- Nutzung öffentlicher Programme (z. B. KfW, Bürgschaften)
3. Strategie zur Sanierung
- Kostenstruktur anpassen
- Prozesse verschlanken
- Geschäftsmodell prüfen, ggf. Neuausrichtung
- Beteiligung von Investoren
- Option StaRUG nutzen: Restrukturierung außerhalb der Insolvenz
4. Kommunikation und Stakeholdermanagement
- Frühzeitige Kommunikation mit Banken, Lieferanten, Belegschaft
- Vertrauen durch Transparenz aufbauen
- Maßnahmenplan präsentieren
ESG und Liquidität – ein unterschätzter Zusammenhang
Inzwischen spielt auch ESG (Environmental, Social, Governance) eine Rolle für die Unternehmensfinanzierung. Banken bewerten Bonität zunehmend anhand nicht-finanzieller Kriterien:
- Umweltverantwortung: Ressourcenverbrauch, Emissionen
- Soziales: Personalpolitik, Arbeitsbedingungen
- Governance: Compliance, Transparenz, Risikomanagement
Ein fehlendes ESG-Konzept kann sich negativ auf Kreditkonditionen auswirken – und damit indirekt zur Liquiditätskrise beitragen.
Frühzeitige ESG-Integration schützt also nicht nur das Image, sondern verbessert auch die Finanzierungschancen.
Regionale Unterschiede – Besonderheiten in Deutschland
In strukturschwachen Regionen oder bei KMU mit hoher Abhängigkeit von einzelnen Kunden oder Branchen ist die Gefahr finanzieller Schieflagen besonders hoch.
Hinzu kommen folgende Beobachtungen:
- Banken in Süddeutschland agieren oft konservativer bei der Kreditvergabe
- In ostdeutschen Bundesländern fehlen häufig alternative Finanzierungspartner
- Ballungsräume wie Rhein-Ruhr oder Rhein-Main bieten bessere Netzwerke für Sanierung, Beratung und Investorenkontakte
Checkliste: Was tun, wenn Ihre Firma in der Schieflage ist?
- Liquiditätsstatus erstellen
- Verbindlichkeiten und Zahlungsfristen priorisieren
- 13-Wochen-Planung einführen
- Sofortmaßnahmen zur Liquiditätssicherung umsetzen
- Stakeholder informieren und einbinden
- Restrukturierungskonzept entwickeln
- Juristische Risiken (Insolvenzantragspflicht!) prüfen lassen
- Professionelle Hilfe einholen (IDW S6/S11, StaRUG)
Früherkennung und professionelle Begleitung sind entscheidend
Eine finanzielle Schieflage ist kein Todesurteil – aber ein deutliches Warnsignal. Je früher Geschäftsleitung und Berater die Situation realistisch einschätzen und geeignete Maßnahmen ergreifen, desto größer ist die Chance auf Stabilisierung.
Gerade in Krisenzeiten kann eine fundierte Fortführungsprognose oder ein Sanierungskonzept die entscheidende Grundlage für neue Finanzierungen, Vertrauen und Zukunftsperspektiven bilden.
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