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Liquiditätsengpass was tun

Liquiditätsengpass – was tun? Ursachen, Sofortmaßnahmen und Strategien für Unternehmen

Wenn das Geld knapp wird

Ein Liquiditätsengpass ist für Unternehmer eines der kritischsten Warnsignale.

Die Fähigkeit, jederzeit zahlungsfähig zu sein, gehört zu den elementaren Grundvoraussetzungen für das wirtschaftliche Überleben eines Unternehmens.

Doch selbst solide aufgestellte Firmen geraten durch externe Schocks oder interne Fehlentwicklungen plötzlich in eine finanzielle Schieflage.

Was tun, wenn Rechnungen nicht mehr pünktlich bezahlt werden können?

Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über Ursachen, Warnzeichen, rechtliche Risiken und wirksame Gegenstrategien bei Liquiditätsproblemen.

Was bedeutet Liquiditätsengpass?

Ein Liquiditätsengpass liegt vor, wenn ein Unternehmen seine fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr pünktlich erfüllen kann – unabhängig davon, ob die Firma bilanziell gesund ist.

Der Engpass kann temporär sein oder auf strukturelle Schwächen hinweisen.

Eine kurzfristige Illiquidität kann zur Zahlungsunfähigkeit und damit zur Insolvenz führen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Typische Anzeichen:

  • Mahnungen häufen sich
  • Zahlungsverzögerungen gegenüber Lieferanten
  • Stundungsanfragen an das Finanzamt
  • Ausbleibende Gehälter oder Sozialabgaben
  • Überziehung von Kreditlinien

Ursachen: Warum kommt es zu einem Liquiditätsengpass?

1. Operative Ursachen

  • Hohe Außenstände (offene Kundenrechnungen)
  • Lageraufbau ohne Umsatzentwicklung
  • Unzureichendes Forderungsmanagement

2. Strategische Fehler

  • Wachstumsstrategie ohne gesicherte Finanzierung
  • Unrentable Großaufträge
  • Fehlende Preisanpassungen bei steigenden Kosten

3. Externe Einflüsse

  • Zinserhöhungen
  • Inflation (z. B. steigende Einkaufspreise, Energiekosten)
  • CO₂-Bepreisung, Mauterhöhungen
  • Anhebung des Mindestlohns & Lohnnebenkosten
  • Lieferengpässe, Materialknappheit

4. Interne Schwächen

  • Keine Liquiditätsplanung
  • Ineffiziente Prozesse
  • Fehlendes Controlling
Liquiditätsengpass was tun

Liquiditätsengpass was tun

Rechtlicher Kontext: Wann wird es gefährlich?

Ein Liquiditätsengpass kann zur Zahlungsunfähigkeit führen (§ 17 InsO). Laut Insolvenzordnung ist ein Unternehmen dann zahlungsunfähig, wenn es seine fälligen Verbindlichkeiten nicht innerhalb von drei Wochen zu mindestens 90 % begleichen kann.

In diesem Fall besteht Insolvenzantragspflicht – für Geschäftsführer einer GmbH kann dies bei Unterlassung strafrechtliche Konsequenzen haben (§ 15a InsO).

Pflicht zur Gegenprüfung:

  • Liquiditätsstatus zum Stichtag erstellen
  • 13-Wochen-Liquiditätsplanung aufbauen
  • Prognose auf Deckungslücken überprüfen

Wichtig: Ein Liquiditätsengpass ist noch keine Insolvenz – aber eine Warnstufe, die sofortiges Handeln verlangt.

Sofortmaßnahmen bei Liquiditätsengpass – was tun?

Kassensturz & Analyse:

  • Tagesgenauer Liquiditätsstatus (inkl. aller Konten, Kreditlinien, offenen Verbindlichkeiten)
  • Priorisierung fälliger Zahlungen

Liquidität kurzfristig sichern:

  • Offene Forderungen konsequent eintreiben
  • Raten- und Stundungsvereinbarungen mit Lieferanten und dem Finanzamt verhandeln
  • Vorschüsse oder Anzahlungen bei Neukunden vereinbaren
  • Überbrückungskredite oder Factoring prüfen

Kosten senken:

  • Nicht betriebsnotwendige Ausgaben sofort stoppen
  • Kurzfristig verhandelbare Verträge kündigen oder pausieren
  • Investitionen aufschieben oder streichen

Working Capital optimieren:

  • Zahlungsziele bei Lieferanten verlängern
  • Zahlungsfristen bei Kunden verkürzen
  • Lagerbestände reduzieren

Liquiditätsplanung aufsetzen:

  • 13-Wochen-Planung mit Szenarien (Worst/Best Case)
  • Transparente Darstellung gegenüber Stakeholdern (Banken, Gesellschafter, Beirat)

Kommunikation aufnehmen:

  • Hausbank frühzeitig informieren
  • Betriebsrat, Belegschaft, Steuerberater involvieren

Langfristige Strategie: Wie verhindern Sie zukünftige Engpässe?

1. Liquiditätsplanung & Controlling

  • Einführung digitaler Tools zur Überwachung der Zahlungsflüsse (z. B. TMS)
  • Tägliche Liquiditätssteuerung mit Frühwarnindikatoren

2. Geschäftsmodell und Prozesse hinterfragen

  • Deckungsbeiträge pro Produkt/Dienstleistung prüfen
  • Abbau von Quersubventionierungen
  • Digitalisierung & Automatisierung von Verwaltungsprozessen

3. Finanzierung und Kapitalstruktur anpassen

  • Fristenkongruenz bei Krediten prüfen
  • Kreditlinien verhandeln und besichern lassen
  • Gesellschafterdarlehen mit Rangrücktritt vereinbaren

4. ESG-Optimierung

  • Nachhaltigkeits-Reporting integrieren
  • Fördermittel für ESG-Investitionen prüfen (z. B. KfW)
  • Reputationsrisiken und Lieferketten beachten (Lieferkettengesetz)

Infobox: Typische Fehler bei Liquiditätsengpässen

❌ Zu spätes Eingreifen – keine Liquiditätsplanung

❌ Keine offene Kommunikation mit Stakeholdern

❌ Übertriebener Fokus auf Umsatz statt Cashflow

❌ Hoffnung auf kurzfristige Großaufträge als Rettung

❌ Keine Priorisierung bei Zahlungsverpflichtungen

ESG und Liquidität: Neue Spielregeln für Unternehmen

Banken und Investoren bewerten Unternehmen zunehmend auch anhand ihrer ESG-Performance.

Schlechte Nachhaltigkeitsratings oder unklare Berichterstattung können Finanzierungskosten erhöhen.

Gleichzeitig eröffnen sich neue Spielräume:

Beispiele:

  • Nachhaltigkeitszertifizierungen (z. B. ISO 14001) verbessern Bonität
  • ESG-Boni bei Kreditverträgen
  • Zugang zu „grünen“ Förderprogrammen

Regionale Perspektive – wo Liquiditätsengpässe besonders gefährlich werden

Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in ländlichen Regionen sind oft von wenigen Kunden und einer begrenzten Bankenlandschaft abhängig.

Fehlende Diversifikation bei Kunden oder Finanzierungspartnern macht sie besonders anfällig für Zahlungsausfälle oder restriktive Kreditvergabe.

Besonders betroffen:

  • Bauwirtschaft und Handwerk bei verspäteten Zahlungen der öffentlichen Hand
  • Einzelhandel mit hoher Kapitalbindung im Warenlager
  • Logistikunternehmen durch steigende Maut und Dieselpreise

Checkliste: Frühwarnsystem für Liquidität

✅ Tägliche Liquiditätsübersicht

✅ 13-Wochen-Liquiditätsplanung (rollierend)

✅ Überwachung von Zahlungszielen & Mahnläufen

✅ Regelmäßige Analyse von Debitoren- und Kreditorenlaufzeiten

✅ Frühwarnkennzahlen definieren (z. B. Liquiditätsgrad I–III)

✅ Kommunikation mit Bank & Steuerberater regelmäßig pflegen

Liquiditätsengpässe sind keine Sackgasse – wenn Sie handeln

Ein Liquiditätsengpass ist kein Unternehmensuntergang – aber ein Weckruf. Wer ihn ignoriert, riskiert nicht nur wirtschaftliche Verluste, sondern unter Umständen auch rechtliche Konsequenzen. Wer ihn ernst nimmt, hat die Chance, das Unternehmen neu auszurichten, Kosten zu senken und Strukturen zu stabilisieren.

Fortfuehrungsprognose24.de unterstützt Unternehmer bei der Analyse, strategischen Neuausrichtung und Erstellung aller relevanten Unterlagen – ob Liquiditätsplanung, Fortführungsprognose oder Sanierungskonzept.

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