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Mehr Firmenpleiten im Juni 2025

11. Juli 2025 / Fortführungsprognose

Welle der Insolvenzen schwillt weiter an – Wirtschaft unter Druck

Die Pleitewelle in Deutschland rollt unaufhaltsam weiter.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Mai sind die Insolvenzzahlen im Juni erneut gestiegen.

Das Statistische Bundesamt meldet einen Zuwachs der Regelinsolvenzen um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Während manche Experten von einem „überfälligen Nachholeffekt“ sprechen, sehen andere eine tiefere strukturelle Krise im Wirtschaftsstandort Deutschland.

Höchste Halbjahreszahlen seit 2015

Die Zahlen des ersten Halbjahres sprechen eine deutliche Sprache:

Laut Schätzung der Auskunftei Creditreform wurden zwischen Januar und Juni rund 11.900 Firmeninsolvenzen verzeichnet – ein Anstieg von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Damit wurde sogar das Niveau des Jahres 2015 übertroffen, das bislang als kritischer Referenzpunkt galt.

Diese Entwicklung unterstreicht: Die wirtschaftliche Erholung nach den Corona-Jahren ist ins Stocken geraten.

Für viele Betriebe, insbesondere im Mittelstand, kommt das Aus nicht überraschend – sondern als Konsequenz einer Kombination aus Konjunkturschwäche, strukturellen Problemen und ausbleibenden Entlastungen.

April: Höchster Wert seit über einem Jahrzehnt

Der Monat April markierte bereits einen Wendepunkt:

Mit 2.125 endgültigen Unternehmensinsolvenzen lag die Zahl so hoch wie seit elf Jahren nicht mehr.

Mehr Firmenpleiten im Juni 2025

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Besonders betroffen waren die Branchen Verkehr und Lagerei, Baugewerbe sowie das Gastgewerbe – allesamt Sektoren, die in den letzten Jahren unter starkem Druck standen.

Die Forderungen der Gläubiger fielen mit rund 2,5 Milliarden Euro vergleichsweise moderat aus – im Vorjahr lag die Summe allerdings noch bei rund 11,4 Milliarden Euro, da damals auch mehrere Großunternehmen betroffen waren.

Hintergründe: Schwache Nachfrage, hohe Kosten

Die Ursachen für die zunehmenden Insolvenzen sind vielfältig.

Experten sehen vor allem drei Faktoren:

  1. Rückläufige Konsumausgaben – Die Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher infolge hoher Inflation und gestiegener Lebenshaltungskosten bremst den Umsatz vieler Firmen.
  2. Kostenexplosion bei Energie, Löhnen und Mieten – Besonders der Mittelstand leidet unter gestiegenen Fixkosten.
  3. Hohe regulatorische Belastung – Immer mehr Unternehmen beklagen überbordende Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren.

Der Wegfall pandemiebedingter staatlicher Unterstützungsmaßnahmen habe den Druck weiter erhöht. Die nun notwendige Eigenfinanzierung überbrücke kaum die bestehenden Engpässe.

Standortdebatte: Deutschland unter Wettbewerbsdruck

Ökonomen und Unternehmervertreter warnen zunehmend vor einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.

Die hohen Energiekosten, verbunden mit einer rigiden Steuer- und Abgabenlast sowie verschärften ESG-Vorgaben, setzen unsere Industrie massiv unter Druck.

Hinzu komme, dass Deutschland im internationalen Vergleich bei Digitalisierung, Genehmigungsverfahren und Investitionsanreizen zurückliege.

Während andere Länder gezielt Anreize für Produktion und Innovation schaffen, diskutieren wir hier über zusätzliche Berichtspflichten und Steuerbelastungen.

Was jetzt gefordert wird: Entlastung und Strategie

Wirtschaftsverbände und Kammern fordern daher konkrete Maßnahmen:

  • Bürokratieabbau: Weniger Formalitäten, schnellere Genehmigungen, mehr Praxisnähe bei staatlichen Kontrollen.
  • Steuererleichterungen für KMU: Zielgerichtete Entlastungen für kleine und mittlere Betriebe in Krisensituationen.
  • Förderprogramme für Digitalisierung und Energieeffizienz: Unterstützung beim Umbau in Richtung Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Bundeswirtschaftsministerin Anja Rabe (SPD) kündigte gestern an, bis zum Herbst ein „Paket für wirtschaftliche Resilienz“ vorzulegen. Ob dieses tatsächlich schnell greift, bleibt allerdings abzuwarten.

Deutschland steht vor einer Insolvenzwelle – mit strukturellen Ursachen

Der erneute Anstieg der Firmeninsolvenzen im Juni ist kein Einzelfall, sondern Teil einer bedenklichen Entwicklung.

Die wirtschaftlichen Probleme vieler Unternehmen haben tiefere Ursachen:

Die Nachwirkungen der Pandemie, verschärfte internationale Standortbedingungen und ein veränderter Konsum.

Ohne gezielte politische Impulse droht nicht nur eine Insolvenzwelle – sondern ein schleichender Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft.

Ein strategischer Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Verbänden ist nun gefragt, um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands zu sichern.

Quellen: Tagesschau, Handelsblatt, Statistische Bundesamt, Creditreform

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